Tochter Franziska zum Tod ihres Vaters.
An dieser Stelle sollte eigentlich die Kolumne von
Ernst Trost, meinem Vater, stehen. Das tat sie fast täglich mehr als 50 Jahre
lang. Sie hat mich schon als Kind begleitet. In der Früh um gab meinen Vater
das monotone Brummen aus dem Weltempfänger und das Klappern der
Schreibmaschine. Computer und Internet zogen ein, aber sie sollten nie wieder
diese Symphonie einer längst vergangenen Ära des Journalismus erschaffen
können.
Mein Vater hielt diese Ära, dieses Ethos jedoch
hoch bis zum Schluss. Er war eine unendliche Quelle des Wissens. Umgeben von
Zeitungsbergen und Wänden voller Bücher, wusste er sofort, wo er für jedes
Weltgeschehen das passende Zitat finden konnte. Für mich war er
"Google", lange vor Internet und Smartphone.
Über Jahrzehnte hinweg war mein Vater für seine
Arbeit rund um den Globus unterwegs, war Zeuge von Weltereignissen und stand an
der Seite gewichtiger Staatsmänner. Doch dieses große Leben war eigentlich
nicht seins. Glück bedeutete für ihn, im Musikverein den Philharmonikern zu
lauschen. Beim Heurigen mit Freunden ein Glaserl Wein zu trinken. Zeitungen und Bücher zu
inhalieren. Mit seiner Familie, die ihm alles war, Zeit zu verbringen - er hat
meine Mutter, Schwester und mich so unendlich geliebt. Und in seinem Sommerhaus
in Kritzendorf stundenlang auf die Donau zu scha
uen, auf seinen geliebten Strom, dem er Filme und
Bücher widmete - und der nun zu seinem Schicksal wurde.
In seinem Buch "Die Donau" schwärmte er:
"Man liegt schwimmend im Wasser, lässt sich treiben und lauscht dem Singen
der von der Strömung aneinandergeriebenen Kieselsteine, ein Klang, als ob der
Wind auf Telegraphendrähten Harfe spielte ... geschichtslos und zeitlos
überantwortet man sich der Donau, rastet auf einer weißen Sandbank und vergisst
gestern, heute und morgen." Papi, lass dich auf deinen Donauwellen in die
Ewigkeit tragen.
Franziska Trost, Kronen Zeitung
Ernst Trost im Kreis seiner Familie (linkes Bild)
Foto: Starpix/ Alexander Tuma, Reza Sarkari