„Ich bin der Botschafter des Friedens!“
Das ließ uns Waluliso über Jahrzehnte hinweg wissen und wir glaubten es ihm. Wenn der stets gut gelaunte Mann in seiner weißen Toga mit dem Lorbeerkranz am Kopf, dem Hirtenstab in der einen und einem Apfel in der anderen Hand daherkam und seine Friedens- und Freudenbotschaften (WAsser, LUft, LIcht, SOnne) predigte, dann wird sich wohl so manche Uneingeweihter die Augen gerieben haben. Was ist das denn?!
Doch wer schon
länger in Wien wohnte, der kannte ihn so sicher wie den Stephansdom und das
Riesenrad. Waluliso war ein Wiener Original, das man bei jedem Wetter und zu
jeder Jahreszeit in der Stadt antreffen konnte, lange bevor diese Bezeichnung
eine grenzenlose Inflation erfuhr und nun allerlei und gar nichts bedeutet.
Natur-Missionar
Vor genau 19
Jahre endete die Mission des Menschen- und Natur-Freundes in seiner Wohnung in
Margareten. 82 Jahre war Ludwig „Wickerl“ Weinberger alt geworden, ein Alter
das man ihm auch zum Schluss nicht ansah – seine Berufung schien ihn jung zu
halten.
Bereits in den
1970er sammelte der Natur-Prediger aus eigenem Antrieb zigtausende
Unterschriften zur Erhalt der Donauinsel als Natur- und Naherholungsgebiet und
trat dazu bereits damals in seiner bekannten Aufmachung auf – im Sommer auch
mal nur im Lendenschurz. Er predigte an öffentlichen Orten in ganz Wien und
brachte seine eigene Sicht der Göttlichkeit der Natur unter die Menschen.
Einmal soll er gar bei einer Steyr-Hauptversammlung vor den Aktionären des
Unternehmens zu predigen begonnen haben. In seiner Verkündigung hatte er
dabei nichts von den zumeist wütend daher-zeternden und drohenden Missionaren
vieler Glaubensgemeinschaften.
Friedens-Prediger
Ab den 1980er
Jahren verlegte er sich darauf seine Friedensbotschaft vor allem bei
Staatsbesuchen den Regierenden in Ost und West, in vorderster Reihe stehend, zu
Gehör zu bringen. Kurz vor seinem Tod soll er noch einmal seine
antikapitalistische Gesinnung zur Schau getragen und mitten auf der Kärntner
Straße mit den Worten „Charakter zählt und nicht Geld. Politiker sind
Spekulanten.“ Geld verteilt haben.
Nach seinem Tod
am 21. Juli 1996 wurde er in einem von ihm bereits zu Lebzeiten selbst
erworbenen Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Zwei Jahre später
eröffnete die Stadt ihm zu Ehren die Waluliso-Brücke, die sich von der
Donauinsel über die Neue Donau bis zum Hubertusdamm am Nordufer spannt. Damit
erfüllte man einen Wunsch des überzeugten FKK-Anhängers und band das
FKK-Gelände auf der Hirscheninsel an die übrigen Gebiete an.
Fast alle Wiener
die damals bereits bewusst durch die Straßen kreuchten und fleuchten werden
wohl ihre ganz eigenen Erinnerungen an Waluliso besitzen.
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