Dienstag, 11. August 2015

ABEND EXPRESS Wiens berühmtester Wanderprediger Waluliso Vor genau 19 Jahre endete die Mission.

„Ich bin der Botschafter des Friedens!“ 


Das ließ uns Waluliso über Jahrzehnte hinweg wissen und wir glaubten es ihm. Wenn der stets gut gelaunte Mann in seiner weißen Toga mit dem Lorbeerkranz am Kopf, dem Hirtenstab in der einen und einem Apfel in der anderen Hand daherkam und seine Friedens- und Freudenbotschaften (WAsser, LUft, LIcht, SOnne) predigte, dann wird sich wohl so manche Uneingeweihter die Augen gerieben haben. Was ist das denn?!
Doch wer schon länger in Wien wohnte, der kannte ihn so sicher wie den Stephansdom und das Riesenrad. Waluliso war ein Wiener Original, das man bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit in der Stadt antreffen konnte, lange bevor diese Bezeichnung eine grenzenlose Inflation erfuhr und nun allerlei und gar nichts bedeutet.

Natur-Missionar

Vor genau 19 Jahre endete die Mission des Menschen- und Natur-Freundes in seiner Wohnung in Margareten. 82 Jahre war Ludwig „Wickerl“ Weinberger alt geworden, ein Alter das man ihm auch zum Schluss nicht ansah – seine Berufung schien ihn jung zu halten.
Bereits in den 1970er sammelte der Natur-Prediger aus eigenem Antrieb zigtausende Unterschriften zur Erhalt der Donauinsel als Natur- und Naherholungsgebiet und trat dazu bereits damals in seiner bekannten Aufmachung auf – im Sommer auch mal nur im Lendenschurz. Er predigte an öffentlichen Orten in ganz Wien und brachte seine eigene Sicht der Göttlichkeit der Natur unter die Menschen. Einmal soll er gar bei einer Steyr-Hauptversammlung vor den Aktionären des Unternehmens zu predigen begonnen haben.  In seiner Verkündigung hatte er dabei nichts von den zumeist wütend daher-zeternden und drohenden Missionaren vieler Glaubensgemeinschaften.

Friedens-Prediger

Ab den 1980er Jahren verlegte er sich darauf seine Friedensbotschaft vor allem bei Staatsbesuchen den Regierenden in Ost und West, in vorderster Reihe stehend, zu Gehör zu bringen. Kurz vor seinem Tod soll er noch einmal seine antikapitalistische Gesinnung zur Schau getragen und mitten auf der Kärntner Straße mit den Worten „Charakter zählt und nicht Geld. Politiker sind Spekulanten.“ Geld verteilt haben.
Nach seinem Tod am 21. Juli 1996 wurde er in einem von ihm bereits zu Lebzeiten selbst erworbenen Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Zwei Jahre später eröffnete die Stadt ihm zu Ehren die Waluliso-Brücke, die sich von der Donauinsel über die Neue Donau bis zum Hubertusdamm am Nordufer spannt. Damit erfüllte man einen Wunsch des überzeugten FKK-Anhängers und band das FKK-Gelände auf der Hirscheninsel an die übrigen Gebiete an.

Fast alle Wiener die damals bereits bewusst durch die Straßen kreuchten und fleuchten werden wohl ihre ganz eigenen Erinnerungen an Waluliso besitzen.


Der Link zu den besten Medien der Welt.